Darmmikrobiom verstehen: Einführung ins Bakterienleben

Überblick über die Bakteriengemeinschaft in Deinem Darm

Jedes Lebewesen hat ein Mikrobiom!

Darunter verstehen wir die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die sich in und auf der Haut und Schleimhäuten sowie Organen befinden.
Das Darm-Mikrobiom ist ein Teil davon und repräsentiert alle Kleinstlebewesen (hauptsächlich Bakterien, Viren und Pilze), die hauptsächlich den Dickdarm bewohnen.

MIKROBIELLE ZAHLEN UND FAKTEN

Das Darmmikrobiom ist am dichtesten besiedelte Ökosystem der Welt.
Bis zu 100 Billionen Mikroben leben in unserem Darm – weitaus mehr als die Gesamtheit an Zellen eines menschlichen Körpers.

Zum Vergleich: eine 60 Kilo leichte Frau besitzt lediglich 28 Billionen Körperzellen, ein 70 Kilo schwerer Mann - immerhin 36 Billionen. In jedem Gramm Stuhl stecken ca. 40 Milliarden Bakterien – das ist mehr als Menschen auf der Erde leben!

Bislang sind ca. 2.000 in Darm lebenden Spezies entdeckt, doch längst nicht alle sind vollumfänglich beschrieben. Es liegt zum Teil daran, dass die meisten Darm-Bewohner anaerob sind (das bedeutet, sie sterben beim Kontakt mit Sauerstoff), daher können sie nicht ohne Weiteres im Labor angezüchtet werden.

Ein einzelner Mensch trägt etwa 500 Bakterien-Arten in seinem Darm. Zu 99 % sind das die Angehörigen von nur 4 Stämmen: Firmicutes, Bacteroidetes, Proteobakteria und Actinobacteria. Das Verhältnis dieser Stämme zueinander wird in der Wissenschaft und Medizin repräsentativ zur Beurteilung der Darmgesundheit herangezogen.

Die bakterielle Zusammensetzung im Darm eines jeden Menschen ist so einzigartig, wie ein Fingerabdruck. Doch was sich liebt, das hat ein ähnliches Darmmikrobiom! Der Grund dafür liegt in sich gleichendem Ernährungs- und Lebensstil zweier Menschen, die länger zusammen sind.

Das Gesamtgewicht der Bakterien im Darm eines gesunden Erwachsenen beträgt zwischen 1 und 2 Kilo. So gesehen, kann der Darmmikrobiom als unser 80. Organ gelten.

Verblüffend erscheint die Tatsache, dass wir und die Mikroben in unserem Darm zwei ARTFREMDE ORGANISMEN sind - für die Mikroben sind wir lediglich der Wirt, der sie füttert und ihnen ein warmes und geschütztes Plätzchen zum Leben und Vermehren bereitstellt.

Und wie profitieren wir Menschen von dieser Symbiose?
Die Zweckgemeinschaft mit den Darmbakterien ist für uns von entscheidender Bedeutung, denn ohne sie wären wir buchstäblich nicht lebensfähig!

Unser Darmmikrobiom erfühlt nämlich zahlreiche SCHÜTZENDE, STOFFWECHSELANREGENDE, NÄHRENDE und IMMUNOLOGISCHE Aufgaben wie:

Der Mensch und die Mikroben in seinem Darm sind zwei artfremde Organismen

  • Instandhaltung der Darmbarriere
  • Abwehr und Bekämpfung von Krankheitserreger
  • Entwicklung, Stimulation und Aufrechterhaltung des Immunsystems
  • Entgiftung von Fremdstoffen
  • Vitamin-Versorgung
  • Herstellung von Hormonen
  • Unterstützung der Verdauung
  • Förderung der Peristaltik (Fachwort für Darmbewegungen)
  • Gewährleistung der Wirksamkeit von Medikamenten und medikamentösen Therapien

Du fragst Dich bestimmt, wie schaffen die Bakterien das alles?

Der Ablauf dahinter ist folgender - Bakterien nutzen die über die Ernährung verfügbaren Ressourcen sowie die von Deinem Organismus gebildete Stoffe und die Abfallprodukte anderer Bakterien und produzieren daraus gewisse Substanzen, welche Deinen gesamten Organismus stark beeinflussen, im Guten wie im Schlechten ...

Der „schlechte Einfluss“ entsteht, wenn die Funktionalität des Darmmikrobioms durch ungünstige Zusammensetzung und / oder geringe Artenvielfalt beeinträchtigt ist.

Die Ursächlichkeit zwischen dem Darmmikrobiom und den schweren Erkrankungen innerhalb und außerhalb der Verdauungsorgane ist eine längst bewiesene Tatsache.
Zum Beispiel kann die von allen gefürchtete Krebserkrankung die Folge von chronischen Entzündungen im Darm sein.
Eine oft gegebene Darm-Dysbiose wirkt sich schwerwiegend auf den gesamten Organismus aus und steht in Verbindung mit

Die Ursächlichkeit zwischen dem Darmmikrobiom und den schweren Erkrankungen innerhalb und außerhalb der Verdauungsorgane ist eine längst bewiesene Tatsache.


  • verschiedenen Arten von Allergien,
  • Autoimmunerkrankungen wie Diabetes Typ 1, Rheuma und Arthritis,
  • Erkrankungen der Atemwege wie Asthma,
  • Hauterkrankungen wie Neurodermitis,
  • Herz-/ Kreislauf- und Gefäßkrankheiten wie Hypertonie und Atherosklerose,
  • neurologischen Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson und Autismus,
  • psychischen Erkrankungen wie Depressionen,
  • Stoffwechselerkrankungen wie Adipositas und Diabetes Typ 2.

Und die Liste wird immer länger,  je mehr Erkenntnisse die Forscher gewinnen.

Geradezu förderlich ist die Tatsache, dass die Veränderungen im Darm über sehr lange Zeit unentdeckt bleiben können und äußern sich zunächst lediglich in anhaltender Müdigkeit, Blähungen, Verstopfungen oder vereinzelten Durchfällen, oder auch in einem Heißhunger auf Süßes.

Wir können jedoch dem möglichen Ungleichgewicht innerhalb unseres Darmes erfolgreich entgegenwirken!

Wir müssen lediglich dafür sorgen, dass eine möglichst große Vielfalt unterschiedlicher Bakterienspezies unser Darm bewohnt - so wird auch eine große Bandbreite von Aufgaben erfüllt, jede Nische besetzt und den Krankheitserregern keinen Raum gelassen!

Wie Du eine solche Vielfalt förderst, kannst Du im Artikel „DARMMIKROBIOM VERBESSERN“ nachlesen.

Veröffentlicht am 08.11.2023 von Natalia Bulatova-Baum
gepr. Präventologin®, Schöpferin der BODY2MAGIC-Methode

Quellen und weiterführende Links:
Die BODY2Magic-Methode
Ein vielfältiger Überblick über intestinales Mikrobiom von Fachgesellschaft für Ernährung und Prävention e.V.
Ausführliche Erklärung über die Funktionsweise und Pflege des Darmmikrobioms von bESSERwisser in HUNGRY FOR SCIENCE
Zwei englische Uni-Wissenschaftler besprechen in ORF.at die Komplexität der Mikrobiom-Forschung und die oft verallgemeinerte Interpretation der Ergebnisse